„Das können wir Künstler*innen: Uns anpassen.“
 
      Lukas Zerbst
Vortragende
Statement
How do I survive?
Ich versuche meiner Mama immer wieder zu erklären, 
stetes Einkommen sei überbewertet. Sie macht sich trotzdem Sorgen. Der 
Versuch mein Leben ausschließlich mit bildender Kunst zu finanzieren 
führt bislang eher zu mäßigem Erfolg. Tatsächlich kann ich mich 
glücklich schätzen, in den letzten zwei Jahren ein Grundeinkommen durch 
Stipendien und Kunstpreise erhalten zu haben, doch ist dies nur ein 
temporäres Rettungsboot.
Deutschland hat ein relativ gutes 
Fördersystem für kulturelle Projekte. In der bildenden Kunst jedoch 
fehlt es zumeist an ökonomischer Infrastruktur. Der allgemeine Konsens 
scheint zu sein: Bildende Künstler*innen verdienen ihr Geld durch 
Verkäufe. Wenn diese ausbleiben – Etwa weil die Immaterialität der 
künstlerischen Arbeit, nicht unbedingt den klassischen Vorstellungen von
 Besitz genügt – Dann sind wir Künstler*innen eben auf diese 
Rettungsboote angewiesen. Was oft fehlt sind Ausstellungshonorare, Gagen
 für bildende künstlerische Arbeit, Produktionskosten. Kein Wunder das 
Mama immer wieder fragt, ob ich genug Essen habe.
Ich sage: Mach Dir 
keine Sorgen! Ich bin als Darstellender Künstler bei der KSK, weil ich 
als Filmproduzent selbstständig bin und die Jobs am Theater Bremen oder 
für diverse freie Theatergruppen finanziell noch immer ergiebiger sind, 
als meine bildende künstlerische Arbeit. An diesen Jobs mangelt es zum 
Glück noch nicht – aber wenn es mal knapp wird: Beim Ausstellungsaufbau 
knechten oder mit Papa auf den Bau. Das können wir Künstler*innen: Uns 
anpassen. Im Zuge der Pandemie wird viel über Projektausfälle von 
Künstler*innen gesprochen, auch überraschend gut finanziell kompensiert,
 aber eigentlich sind wir schon immer in einer prekären Lage gewesen: 
Vor, während und nach COVID-19. Mama weiß das. Deshalb fragt sie.
Zur Person
Seit 2012 war er an diversen Theaterproduktionen als Bühnenbildner, Musiker und Darsteller beteiligt und zeigte Gastspiele u.a. an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, dem Fillmore Theater in Miami, FL oder dem AURA International Dance Festival in Kaunas, LT. Zerbst wurde im vergangenen Jahr mit dem Preis des Kunstvereins Hannover ausgezeichnet und erhielt das einjährige Atelierstipendium Villa Minimo. 2020 erhält er das Arbeitsstipendium des Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Außerdem erhielt er den GWK Förderpreis Kunst 2018, den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst 2019, sowie den Hochschulpreis für Freie Kunst 2016 für seine Arbeit Mimikri. Außerdem war Zerbst nominiert für den ArtePrize 2017 in der Delfina Foundation in London. Seit 2016 erhält internationaler Austausch einen wichtigen Stellenwert in seiner Arbeit. Im Frühjahr 2020 war er Resident an der Cité Internationale des Arts in Paris. In diversen weiteren Projekten wurde er hierbei u.a. vom DAAD in Vietnam, dem Goethe Institut und dem Institute Français in Ramallah, PSE und dem Kaunas Artist House in Litauen unterstützt.
Foto: Ernests Lylaus
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