Wenn wir von Überlebensstrategien im Alltag sprechen muss ich gestehen, dass Kunst und Kultur für mich immer wieder beides darstellen: das ureigene Gift und das einzig wirkungsvolle Gegengift. Das wahrhaftig einzige Mittel gegen alle meine Zweifel und Ängste, die Quelle aller Hoffnung an eine funktionierende Gesellschaft. Und trotzdem zermürbt es mich oft intim, mich einer Sache verschrieben zu haben, die eine unentwegte Auseinandersetzung einfordert - eine Ehrlichkeit gegenüber meinen inneren Abgründen, Brüchen, Limitierungen und dem stets prüfenden Blick in die Welt. Als Filmemacherin habe ich irgendwann bemerkt, dass dies kein Beruf im herkömmlichen Sinne ist. Nichts, das ich abstreifen kann. Keine Aufgabe, die je erledigt ist. Und so sehr mich das in Grübelspiralen hinabführen kann, in den Hades meiner eigenen Gedanken, so sehr glaube ich auch an die Kraft des öffentlichen Diskurses. Ich glaube an die Möglichkeit, etwas in Menschen auszulösen, das nicht nur über Logik und Verstand funktioniert, sondern alle Zwischentöne miterzählt, die wir spüren und oft nicht benennen können. Daran, über die Schwelle zu treten, an der Sprache allein als sinnvolles Kommunikationsmittel nicht genügt, sondern die Poesie eines Blickes, eines Klangs, einer Lichtfarbe, eines virtuellen Raumes eine Erfahrung schafft, die tiefer sinkt und subjektive Wirklichkeit vermittelbar macht. Trost spendend – sowohl dem Sender, als auch dem Empfänger.

Nicola von Leffern (*1986), ist freischaffende Regisseurin und Filmemacherin. Sie studierte an der Filmakademie Wien. Sie arbeitet in den Bereichen Dokumentation, Musikvideo, Spielfilm und Videokunst. 2016/17 war sie mit einer eigenen Doku-Sendung, in der sie weltweit Menschen portraitierte, auf Pro7 zu sehen. Sie gründete das erste weibliche Regie-Duo im deutschsprachigen Raum unter dem Namen ‚APESFRAMED‘. Nicola von Leffern lebt und arbeitet in Wien.

Foto: Katharina Koberger